
Es gibt Weine und es gibt ganz andere Weine – solche, die man unbedingt entdecken, teilen und geniessen möchte. Denn sie enthalten eine Magie in sich, die einmalig ist und die verdeutlicht, warum Wein das wohl interessanteste flüssige Kulturgut ist. Das Weinhaus Bertani produziert eine feine Weinpalette, angeführt vom Amarone della Valpolicella, die Weingeniesser weltweit zum Träumen bringt.
Das Weinhaus Bertani befindet sich in einem Weinbaugebiet mit einer ganz eigenen Weinbautradition – dem Valpolicella. Es beginnt bei den Traubensorten, bei denen es sich primär um Corvina, Corvinone, Rondinella und Molinara handelt, und endet beim Amarone, einem mächtigen Wein, der eine ganz eigene aromatische Signatur offenbart und für Italien einzigartig ist. Der zweitbekannteste Wein der Region ist der Ripasso, ein ValpolicellaWein, der im Frühling auf den Schalen des Amarone nachvergoren wird und dadurch mehr Struktur erhält.
Alles begann 1857, als die Brüder Giovanni Battista und Gaetano Bertani den Grundstein für das Haus Bertani legten. Und zwar im Dorf Quinto di Valpantena, zehn Kilometer von Verona entfernt. Sie besassen diverse Weinberge in der Region und auch in der unweit gelegenen Weissweinregion des Soave. Den Weinbau erlernten sie im Burgund von Jules Guyot, dem legendären französischen Arzt und Agronom, der das GuyotSystem zum Beschneiden von Weinreben entwickelte.
Bertani, der damals zusammen mit seinem Bruder sowohl als Weinhändler als auch als Winzer tätig war, brachte nicht nur französische Techniken in die Region, sondern auch die neue Stilistik der eher trockenen Weine. Bertanis modernes Zeitalter begann dann im Jahr 1957 mit dem Erwerb des historischen, über 200 Hektar grossen Anwesens Tenuta Novare im Negrar-Tal. Charakteristisch für dieses Gut ist nicht nur die herrliche Lage, sondern die Tatsache, dass es von einer Reihe kleiner Kanäle mit Quellwasser durchzogen ist, die bereits seit der Römerzeit existieren. Damals begann auch die Geschichte des Amarone – dem König der Region, 1958 wurde der erste abgefüllt. Er ist auch heute noch das Kronjuwel des Hauses, dessen Etikett seit seiner Lancierung praktisch unverändert geblieben ist, was viel über die Vinifikationsphilosophie von Bertani verrät. Man ging und geht immer seinen eigenen Weg mit Fokus auf Finesse, Eleganz und Frische, was die Basis aller grossen Weine ist, wobei noch ein Element dazu kommt, das der Langlebigkeit. Und diese besitzt der Amarone des Hauses. Es genügt, den Keller auf dem Weingut zu besuchen, denn hier schlummern rund 200000 Flaschen in der Bibliothek ganz ruhig vor sich hin – 50 verschiedene Jahrgänge von 1958 bis heute. Alles önologische Schätze, die die Geschichte des lokalen Terroirs in sich tragen und verdeutlichen, welche Handwerkskunst in den Bertani-Weinen steckt.
Das Weingut liegt eingebettet in einer wunderschönen Umgebung, über der die Ognissanti-Kapelle wacht. In dieser Landschaft sind nicht nur Reben zu Hause, sondern auch eine reiche Flora und Fauna mit Wildschweinen, Rehen, Hasen und vielen weiteren Wildtieren.
Diverse Bodentypen durchziehen die Rebberge und geben den Weinen jeweils eine eigene aromatische Signatur. Vinifiziert wird umweltfreundlich mit der Methode des Präzisionsweinbaus, die den Einsatz chemischer Mittel reduziert und ohne Insektizide oder Herbizide auskommt.
Beim Verkosten der Weine wird die Magie des Ortes schnell klar, zumal sie eine zeitlose Schönheit in sich tragen und Emotionen auslösen. Es sind klassische Autorenweine, die verführen und eine einmalige Interpretation des lokalen Terroirs sind. Seit 2011 ist das Weingut übrigens Teil der Angelini Wines & Estates, die auch die Weingüter Val di Suga (Montalcino), San Leonino (Chianti Classico), Tenuta Trerose (Montepulciano), Fazi Battaglia (Marche) und Cantina Puiatti (Friuli) besitzen.
Amarone ist keine Traubensorte, sondern der Name für eine Weinspezialität, deren Ursprung im norditalienischen Valpolicella-Gebiet zwischen Gardasee und Verona liegt. Das Besondere eines Amarone ist, dass er nicht aus frischen, sondern aus angetrockneten Trauben (Appassimento) erzeugt wird. Das heisst: Die Trauben werden im Herbst geerntet und dann auf einem gut belüfteten Speicher unter dem Dach eines Hauses hoch in den Hügeln auf Strohmatten oder in flachen Holzkisten ausgelegt. Das Wasser in den Beeren verdunstet, die Trauben schrumpeln. Und wenn sie fast wie Rosinen aussehen, werden sie abgepresst und vergoren. Das ist meist um Weihnachten herum. Der wenige Saft, der dann noch in den Beeren enthalten ist, ist extrem zuckerreich und aromatisch. Entsprechend viel Alkohol hat der Wein nach Beendigung der Gärung. Er lagert anschliessend mindestens noch zwei Jahre im Holzfass, bevor er abgefüllt wird. Seine Kreation ist der Weiterentwicklung des Recioto, einem der ältesten Weine Italiens zu verdanken. Im 4. Jahrhundert nach Christus beschrieb Cassiodorus, ein Minister Theoderich des Grossen, König der Westgoten, in einem Brief einen Wein, der dank einer speziellen Methode erzeugt wurde, bei der die Trauben getrocknet würden. Man nannte ihn «Acinatico», und er stammte aus dem Valpolicella-Gebiet. Richtig populär wurde diese Methode aber erst im 20. Jahrhundert, als die Bauern für die Festtage oder zum Feiern einen Wein vinifizierten, der aus getrockneten Trauben hergestellt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg lernte man, ihn durchzugären und im Holzfass lagern zu lassen, was ihn bitterer werden liess (also «più amaro»), aber auch komplexer. Seither wird vom Amarone gesprochen.